Praxis für Allgemeinmedizin
Britta Micek
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Mit dem Start der elektronischen Patientenakte (ePA) am 15. Januar 2025 hat das deutsche Gesundheitssystem einen bedeutenden Digitalisierungsschritt vollzogen. Doch eine aktuelle Umfrage von Pharma Deutschland offenbart eine auffällige Wissenslücke: Rund 15 Millionen Versicherte sind über die neue Gesundheitsakte noch nicht informiert.
Eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag von Pharma Deutschland zeigt: 76 Prozent der Versicherten ab 18 Jahren kennen die elektronische Patientenakte. Bei 63 Millionen erwachsenen gesetzlich Versicherten in Deutschland bedeutet das im Umkehrschluss, dass rund 15 Millionen Menschen die ePA nicht kennen.
Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, sieht dringenden Handlungsbedarf. "Als Meilenstein der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung bietet die elektronische Patientenakte enorme Chancen. Unsere Umfrage zeigt, dass es einen Monat nach dem Start der ePA noch erheblichen Informationsbedarf bei den Versicherten gibt", erklärt sie. "Wichtig ist jetzt, dass alle Versicherten umfassend informiert werden und den Mehrwert erkennen, der für sie persönlich und das Gesundheitssystem insgesamt mit der Einführung der ePA verbunden ist."
Angesichts der großen Zahl von gesetzlich Versicherten, die die ePA noch nicht kennen, hält Pharma Deutschland eine differenzierte, bundesweite Informationskampagne für notwendig. Ziel sollte es sein, Versicherte über die Vorteile der elektronischen Patientenakte aufzuklären und die persönlichen Vorteile zu betonen: Vermeidung von Doppeluntersuchungen, Entlastung von Arztpraxen und mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten. Die Kampagne sollte gezielt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Regionen eingehen und die Vorteile der ePA verständlich vermitteln. Nur so kann die elektronische Patientenakte ihr volles Potenzial entfalten und einen echten Mehrwert für Patientinnen, Patienten und Gesundheitssystem schaffen.
Ein Blick auf die Bekanntheit der ePA in den einzelnen Bundesländern zeigt Unterschiede. So erreichen die Stadtstaaten Bremen mit 79 Prozent und Hamburg mit 80 Prozent Werte, die über dem bundesweiten Schnitt liegen. Dagegen zeigen ländlichere Regionen wie Brandenburg (73 Prozent) und Baden-Württemberg (74 Prozent) geringere Informationsstände, was den Bedarf in weniger dicht besiedelten Gebieten unterstreicht.
Aktuelle Entwicklungen in sozialen Medien rufen erneut Besorgnis bei medizinischen Fachkräften und in den Apotheken hervor. Ein besorgniserregender Trend, die sogenannte "Paracetamol-Challenge", motiviert insbesondere junge Menschen dazu, eine exzessive Menge des Schmerzmittels Paracetamol einzunehmen, um innerhalb der Community Anerkennung zu gewinnen. Diese Praxis birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, die potenziell irreparable Leberschäden verursachen und tödlich enden können.
"Dass diese Mutprobe bestenfalls im Krankenhaus, schlimmstenfalls auf dem Friedhof enden kann, ist vielen Menschen offenbar nicht bewusst", kritisiert Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, den Hype. "Die unkontrollierte und hochdosierte Einnahme von Paracetamol führt zu akuten Leberschädigungen, die im schlimmsten Fall zu Organversagen und zum Tod führen können. Bereits in der Vergangenheit sind Menschen an den Folgen einer Paracetamol-Intoxikation verstorben. Daher ist es dringend erforderlich, dass Eltern, Großeltern und Lehrkräfte mit Jugendlichen über diese potenziell lebensbedrohlichen Konsequenzen sprechen."
Die Verbreitung gesundheitsgefährdender Aktionen auf Social-Media-Plattformen wie TikTok ist ein zunehmendes Problem. Das wurde auch auf der Sitzung des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit der Apothekerkammer Nordrhein in der vergangenen Woche erörtert. "Solche Inhalte sollten unverzüglich gelöscht werden. Algorithmen müssen derart programmiert sein, dass lebensgefährliche Herausforderungen gar nicht erst viral gehen. Leider ist dies derzeit nicht der Fall", kommentiert AKNR-Vizepräsidentin Kathrin Luboldt, die die Diskussion im Gremium der Selbstverwaltung moderiert hat.
Neben einer verstärkten Medienkompetenz bedarf es aus Sicht der Apothekerinnen und Apotheker auch einer verbesserten Gesundheitskompetenz. "Arzneimittel sind hochwirksame Substanzen, die einer sorgfältigen Anwendung und fachlichen Beratung bedürfen. Apothekerinnen und Apotheker spielen dabei eine essenzielle Rolle in der Aufklärung", betonen Luboldt und Dr. Hoffmann. "Diese Fehlentwicklung zeigt klar und deutlich, dass nicht nur rezeptpflichtige Arzneimittel - falsch angewendet - lebensgefährlich sein können. Vielmehr sind auch diese sogenannten OTC-Medikamente, die also ohne Verschreibung freiverkäuflich sind, eine besondere Ware. Vor Gerichten argumentieren wir immer wieder in genau diese Richtung. Letztlich muss klar sein, dass Arzneimittel in die Apotheke vor Ort gehören, denn nur dort ist die dringend nötige Patientensicherheit gewährleistet."
Die positive Einstellung zum Thema Organ- und Gewebespende in der Bevölkerung ist mit 85 Prozent so hoch wie nie zuvor: Das ist eine zentrale Aussage der Repräsentativbefragung „Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende in Deutschland 2024“, deren erste Ergebnisse die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) jetzt veröffentlicht hat.